Wann beginnt eine Dyskalkulie?
Eine Dyskalkulie beginnt früh, betroffene Kinder zeigen meist schon im Kindergarten entsprechende Auffälligkeiten in den mathematischen Vorläuferfähigkeiten (z. B. beim Zählen). Dennoch wird die Lernstörung oft erst bei Kindern erkannt und diagnostiziert, wenn sie sich bereits in der dritten oder vierten Schulstufe befinden. Häufig besteht vorher die Hoffnung, dass den Kindern doch noch der „Knopf aufgeht“ bzw. sich die Probleme „von selbst legen“. Leider trifft dies bei Kindern mit Dyskalkulie nicht zu.
Zudem wenden die Kinder in den ersten Schuljahren Kompensationsstrategien an, mit denen sie ihre Probleme „erfolgreich“ überdecken können und dadurch noch nicht auffallen. Diese Hilfsstrategien (z. B. Zählen mit den Fingern) sind aber recht aufwändig und fehleranfällig und keine tragfähige Basis für die weitere mathematische Entwicklung.
Es ist daher wichtig, Risikokinder frühzeitig zu identifizieren, um eine entsprechende (spielerische) Förderung gewährleisten zu können.
Psychische Folgen & Begleitstörungen
Kinder, die von Dyskalkulie betroffen sind, machen in der Schule häufig die Erfahrung, dass sie trotz intensiven Übens und großer Anstrengung keinen schulischen Erfolg haben. Viele entwickeln Rechen- und Prüfungsängste, zeigen psychosomatische Beschwerden oder wollen nicht mehr in die Schule gehen bzw. verweigern diese. Auch depressive Symptome, Ängste oder aggressives Verhalten sind mögliche Reaktionen. Aufgrund der andauernden Misserfolgserlebnisse und Frustrationen fallen manche Kinder leistungsmäßig auch in anderen Fächern ab.
Um solchen psychischen Beschwerden vorzubeugen, ist es daher sehr wichtig, eine Lernstörung frühzeitig zu erkennen, um das Kind adäquat unterstützen zu können.
Erschwerend kommt hinzu, dass eine Dyskalkulie häufig in Kombination mit einer Lese-Rechtschreibstörung (Legasthenie) oder einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) auftritt. Gerade für jene Kinder, die sowohl im Rechnen als auch im Lesen und Schreiben erhebliche Beeinträchtigungen haben, ist es sehr schwer, im Schulalltag ihre eigentliche Begabung zu zeigen.
übernommen aus Schubhart (2014): Ganzheitliche Rechenförderung in der Praxis – eine Symbiose von Psychologie und Fachdidaktik